Bloß keine Ausweglosigkeit

"Falsch ist es gewiss nicht, die vielen falschen kleinen Hoffnungen zu nehmen, die sich zu einer großen zusammenwachsen. Dass es einen stabilen Wald für die kommenden instabilen Wetter geben kann, dass Deutschland sich kraft seiner Privilegien insgesamt halbwegs schmerzfrei durchwurschteln wird, dass Wachstumslogik, Klima- und Artenschutz absehbar in Einklang zu bringen sind: Bullshit bleibt Bullshit, auch wenn er konstitutiv für die Selbstwirksamkeitsillusion ganzer politischer Systeme und Öffentlichkeiten ist. Allein wächst aus der Zerstörung falscher Hoffnungen noch lange keine richtige.

Und doch ist das so was wie die letzte Hoffnung: dass es die falschen sind, die immer noch fälschlicherweise beruhigen. Die Welt ist nicht zu retten durch ein paar wackere Förster und grüne Start-ups, durch Wasserkraft und E-Fuels und weiß der Kuckuck noch alles, was erst groß beschworen und dann kleinlaut in Nischen verklappt wird. Und sich für jedes gescheiterte Ziel ein neues suchen, wodurch irgendwann das Zielehaben an sich völlig fadenscheinig wird, kann nicht endlos gut gehen. Oder genauer: Es geht schon längst immer schlechter..

Wer seine Ziele immer weiter anpasst, negiert die Bedeutung der alten und sät Zweifel an der Durchführbarkeit der neuen. Der signalisiert auch, dass Anpassung immer möglich ist. Zunächst der Ziele. Dann der Folgen. Dabei nicht mitzumachen, ist nicht zuletzt eine Kernaufgabe von Journalismus. "Sagen, was ist" bedeutet in diesem Fall: sich nicht an der allgemeinen Illusion von Aktivistinnen, Leugnern und Realpolitik beteiligen. Zentral wäre stattdessen, wie bei anderen Themen, der stets größte Zweifel auch an den besten Absichten, wodurch man natürlich in eine eher undankbare Chronistenrolle kommt: Nein, es reicht alles nicht, nicht ansatzweise, solange Zukunftstechnologien nur die zusätzlichen Bedürfnisse einer wachsenden Weltwirtschaft decken (und noch nicht einmal das)." (Johannes Schneider)

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