Der Fall dieser Zivilisation (Teil 1)

Was läuft alles schief? – 11 Betrachtungssysteme und ihre Sub-Krisen

Die legendäre ultimative Übersicht zum Fall unserer Zivilisation von dystopod zum Nachlesen in vier Teilen.

Spoileralarm: Unsere Sonne wird die Erde in ca. einer Mrd. Jahren verbrennen und vorher werden noch einige globale Katastrophen passieren, auf die wir Menschen eh keinen Einfluss haben.
(Siehe Wikipedia-Artikel zu Ende der Menschheit und Existenziellem Risiko.)


Biodiversität (auch bekannt als das Leben, die Natur und unsere Lebensgrundlagen)

  • Biomasse (hier also nur die reine Menge gemeint)
    • Seit ca. Ende 2020 haben künstlich hergestellte Gegenstände wohl erstmals mehr Masse als alle Lebewesen auf diesem Planeten. Glückwunsch!
    • Bei der Biomasse aller Landsäugetiere machen Haus-, ausgebeutete Nutztiere & Menschen bereits >96 % aus, Wildtiere sind nahezu unbedeutend geworden und könnten in den nächsten Jahrzehnten fast vollständig verschwunden sein
    • Abholzung von Ur- und Regenwäldern in gravierendem Ausmaß und nie dagewesenem Tempo inkl. Waldsterben, Wüstenbildung und Bodenversiegelung
    • Überfischung bis hin zum Zusammenbruch aller großen Fischpopulationen bis 2050
    • Umgekippte Gewässer, sauerstoffarme Meereswüsten/sog. Dead Zones
  • Artensterben (in einem erdgeschichtlich nie dagewesenem Tempo)
    • Bestände teilweise bis mehrheitlich bereits verschwunden
    • Direkter Verlust mit katastrophalen Auswirkungen auf als selbstverständlich erachtete, aber essenzielle Prozesse der Umwelt (beispielsweise Bestäubung, Bodenqualität, Reinigung etc.) … die leistungsfixierten Menschen sind so faul, dass sie nichts ohne die kostenlosen Dienstleistungen der Arten wären, welche sie auch noch massiv bekämpfen; man soll nicht die Hand abtöten, die einen füttert … (Phytoplankton, Bakterien, Bäume, Biene Maja etc.)
    • Zusätzliches Ko-Aussterben durch Störungen ggs. abhängiger Arten mit Unterbrechungen bis Zusammenbrüchen von ganzen Ökosystemen (Verschwinden von sog. Schlüsselarten)
    • Verschwundene Arten sind oft nicht ersetzbar – sie sind unwiederbringlich weg
    • Ausbeutung von Lebensräumen und Tieren erhöht das Pandemierisiko enorm

Verschmutzung

(und Vergiftung, überall und sogar an den extremsten Orten der Welt nachweisbar sowie nicht eingedämmt meist über zig bis tausende Jahre garantiert)

  • Abgase/Feinstaub/Luftqualität (bereits jetzt >10 mio. tote Menschen jährlich)
  • Chemikalien in Wasser & Boden (bspw. Pestizide, sog. Persistente organische Schadstoffe/Ewigkeitschemikalien s. Teflon sowie Giftstoffe durch z. B. Fracking) plus in Verpackungen, Alltagsprodukten und Zusatzstoffen in Lebensmitteln
  • (Mikro-) Plastik & Nanopartikel (mit Auswirkungen aufs weltweite Nahrungsnetz, die Hormone von Tieren & Menschen) erzeugen diverse Gesundheitsschäden
  • All diese meist unsichtbaren Arten von Verschmutzungen haben nicht nur direkte, verheerende Auswirkungen auf die Umwelt, Tiere & unsere körperliche Gesundheit, sondern nachweislich auch unsere Psyche (inkl. Intelligenz)
  • Exzessiver Einsatz von Chemikalien aber auch Antibiotika in der Tierhaltung steigert das Risiko immer widerstandsfähigerer/tödlicherer Supererreger
  • Atomares Risiko, Atommüll, -Strahlung sowie Kriegs- und milit. Übungsgebiete und deren jahrtausendlange, ungelöste Schadwirkung
  • Gentechnik (auch hier ungeahnte Langzeitfolgen)
  • Zusätzliche Belastung durch Lärm und Licht
  • Die Mehrheit der Konsumgüter und Verpackungsmaterialien wird und kann gar nicht kosten- geschweige denn klimaneutral recycelt werden

Klima

(a. b. a. unsere dünne Atmosphäre und ihre Wechselwirkung auf das Leben)

  • Menschengemachter (sog. anthropogener) Klimawandel bzw. -krise bzw. -katastrophe
    • Geschwindigkeit und Ausmaß wie sonst nur zu erdhistorischen Katastrophenzeiten und dabei 2x-4x so schnell im Norden/auf Land/in Städten und derzeit global bereits knapp 1,5°C wärmer als vor der industr. Revolution
    • Mehr und stärkere Extremwetterereignisse, Stürme, Hitzewellen, Mega-Dürren, Wildfeuer, Überschwemmungen, langfristiger Meeresspiegelanstieg etc.
    • Alle Klimagase zusammen haben ein verzögertes und gemeinsames Potenzial, was über aktuelle Temperaturen weit hinausgeht und Jahrtausende wirken kann
    • Die Hälfte allen wg. Menschen emittierten CO2s wurde in den letzten 30 Jahren emittiert
    • Es gibt aktuell keine in der Breite anwendbare Technologie mit erwartbaren, zeitnahen Effekten, um diese Klimagase zu beseitigen
    • Andere Technologien (sog. Geoengineering) bergen nicht absehbare Risiken
    • Durch gegenteilig wirkende industriebedingte Wolkenbildung wird der Effekt des Klimawandels wahrscheinlich unterschätzt
    • Überschreiten sog. Kipppunkte & selbstverstärkender Rückkopplungsschleifen verstärken die globale Klimaerhitzung, bspw. Permafrost/Methan, kaum Eis am Nordpol in 2-3 Jahren (und damit weniger Reflektivität, sog. Albedo) etc. pp.
    • Da diese Punkte dort fehlen, unterschätzen Klimamodelle das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Klimaveränderung
    • Viele Tiere & Pflanzen können sich immer weniger diesen Gegebenheiten anpassen, während einige Schädlinge zu neuen Problemen führen
    • Verbreitung von alt- und neuen unbekannten Krankheiten und Schädlingen durch veränderte Lebensräume und z. B. aufgetauten Permafrost
    • Ozonschicht weiterhin geschwächt (vermutlich auch aufgrund verbotener Emissionen durch z. B. steigender Nachfrage nach FCKW-Ersatz-Kühlmitteln), dadurch ist die UV-Sonneneinstrahlung krebserregender und schädlicher; des Weiteren wird der Klimaeffekt wegen diesen illegalen, nicht kontrollierbaren Emissionen zusätzlich unterschätzt
  • Meere
    • Versauerung der Meere und dadurch Absterben von Korallen und Schalentieren
    • Veränderung diverser Meeresströmungen durch z. B. Schmelzwasser

Ressourcen

(a. b. a. die über-nutzbare Umwelt, alles Alltags-Materielle inkl. Energie)

  • Energiekrise
    • Die Fördermaxima von Öl, Gas und Kohle läuten das Ende der Zeit der viel zu billigen Energie (samt einer Vielzahl von Gütern und Dienstleistungen) ein; die immer aufwendigeren und umweltschädlicheren Förderungsformen wie z. B,. Fracking, Teersände, Tiefseebohrung etc. sind bald nicht mehr rentabel
    • Effizienzgewinne werden meist durch gesteigerte Nutzung vernichtet (sog. Rebound-Effekt)
    • Eine klimaschonende Energiegewinnung ist absolut erstrebenswert, jedoch ist unsere globale Zivilisation mehrheitlich um diese billige Energie organisiert, weshalb eine Umstellung (welche sowieso schon unter idealen Umständen Jahrzehnte bräuchte und somit zu langsam wäre) garantiert Zusammenbrüche zur Folge haben wird; zusätzlich benötigen sog. „erneuerbare Energien“ und viele Alltagsobjekte eine auf Öl basierte Infrastruktur
    • Auch weitere Rohstoffe wie z. B. die nicht ohne Grund sog. „seltenen Erden“ gehen zu neige bzw. können nicht mehr preisgünstig (und sowieso nie umweltfreundlich) abgebaut werden
    • Der Ausbau von erneuerbaren Energien ist von all diesen Punkten ebenfalls betroffen, so dass ein Ersatz bei vergleichbarer, benötigter Energiemenge unwahrscheinlich ist
    • Wälder und Felder zu verheizen ist keine umweltfreundliche Alternative zu fossilen Energieträgern, wird aber fälschlicherweise oft zu den „Erneuerbaren“ gezählt
    • Die „Erneuerbaren“ haben weitere Probleme, insbesondere Betonbedarf (und damit verbundene Emissionen) v. a. für Wasserkraftwerke sowie eine verschwindend geringe Recyclingquote; derzeit machen Solar- und Windenergie global nur gut 2 % der Energieerzeugung aus
    • Zusätzlich wird durch mehr Extremwetter (v. a. Hitzewellen) und Produktions-schwankungen erneuerbarer Energien das Stromnetz instabiler
    • Wenn übrigens Elektroautos nicht mit Ökostrom betrieben werden, ist deren Effekt nochmal schlimmer
  • Die Süß-, also Trinkwasserspeicher leeren sich weltweit schneller, als dass sie sich auffüllen können; eine wachsende Anzahl von mrd. von Menschen leben in Wasserknappheit.
    Dies betrifft uns hierzulande zwar kaum unmittelbar, aber Klimakrise, Verschmutzung und Konflikte um Wasser werden auch in Europa in Zukunft immer mehr ein Thema sein; na dann hoffen wir mal, dass die Atommächte China, Indien und Pakistan sich um das geringer werdende Wasser des Himalajas nicht so laut streiten werden ...
  • Aber auch der Anbau von Lebensmitteln wird immer schwieriger, da diese aufgrund des gestiegenen Konsums von v. a. Fleisch und tierischen Produkten immer intensivere Landwirtschaft betrieben werden muss, was wiederum das Volumen verfügbaren fruchtbaren Bodens verringert und künstlicher Phosphor-Dünger ist nur noch für ein paar Jahrzehnte ausreichend vorhanden.
    Zusätzlich wird derzeit für die Produktion von Lebensmitteln ein Vielfaches an billiger Energie aufgewendet, als diese Lebensmittel selbst an Energie überhaupt bereitstellen.
  • Neben der Erschöpfung weiterer Reserven (inkl. Sand) kann man dies alles als sog. Peak Everything bezeichnen, wie gehabt geht es hier also definitiv auch nicht weiter

Wirtschaft

(a. b. a. der sichtbare Motor dieser Ziv., Zentrum kollektiven Geschehens)

  • Kernziel von Unternehmen ist deren Gewinnmaximierung zum überproportionalen Vorteil der Eigentümer und Leitungsfiguren
  • Als Mittel werden neben Effizienzsteigerungen nicht selten auch Qualitätseinbußen bewusst genutzt, um den benötigten Bedarf nicht abklingen zu lassen (sog. geplante Obsoleszenz)
  • Beschäftigte spielen hier meist eine untergeordnete Rolle und werden vorrangig mit Leistungs- und Konkurrenzdruck und stagnierenden Reallöhnen in Schach gehalten
  • Die Überalterung der Gesellschaft und die langsam abflachende Überbevölkerung gefährden die Bedienung des zwar unökologischen, aber ökonomisch notwendigen Wachstumszwangs
  • Der technol. Fortschritt, eine immer mehr vernetzte komplexe globale Lieferkette, intensives Marketing und somit Ansprüche der Konsumierenden sorgt für eine stetig komplexer werdende Produktwelt und somit gesteigerten Ressourcenbedarf
  • Einige Großkonzerne sind in den letzten 100 Jahren mächtiger als viele Staaten geworden; die bisherige Marktlogik wird teilweise durch Monopole, Kartelle sowie Korruption und Lobbyismus außer Kraft gesetzt
  • Der Druck und ideologische Einfluss gewisser Unternehmen und Wirtschaftsverbände auf Politik, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft gefährdet daher zunehmend die demokratische Entscheidungsfindung
  • Durch Privatisierungen weitet sich deren Einflusssphäre auf immer mehr Lebensbereiche und Gemeingüter aus
  • Strenge Kopie-/Patentrechte (auch auf Saatgut und Ergbut) einschließlich Abmahn-/Troll-Kanzleien machen den Markt ineffizient und scheren sich nicht darum, dass z. B. im Kontext von Medikamenten viele Menschen sterben
  • Zusätzlich stellen fragwürdige ökonomische Anreize der Kriegs- und Rüstungsindustrie ein Risiko für Menschenrechte, Frieden und kollektives Überleben dar
  • Durch Steuertricks (legal wie illegal) und international kaum geregelte Steuerflucht entziehen sich einige Unternehmungen ihrer Verantwortung am Gemeinwohl
  • Der Preisdruck führt nicht nur in der Landwirtschaft zu teils prekären Situationen der Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur (z. B. sog. Sweatshops, Kinderarbeit, moderne Sklaverei, aber auch Massenvergasungen in der Massentierhaltung etc.) und ebenfalls eigenständiger Erhöhung des Risikos zur Erzeugung und Verstärkung von Pandemien (v. a. wg. hoher Populationen, schlechter Hygiene und erwähnten Resistenzen bei intensiver Anwendung von Antibiotika etc.)

Finanzwesen

(a. b. a. unantastbare Wachstumslogik, Zivilisations-betriebssystemrelevant - „Geld regiert die Welt und Zeit ist Geld“)

  • Geld hat seinen eigentlichen Zweck als reines Tauschmittel verloren und einen Selbstzweck angenommen
  • Ein Großteil des Geldes sind eigentlich Schulden, meist bei einer Bank, welche hierauf einen Gewinn in Form von Zinsen einstreichen möchte
  • Der Mehrbedarf an Geld hat keinen physischen Gegenwert
  • Dies ist somit ein Kernelement des in allen anderen menschlichen Bereichen bekannten Wachstumszwangs
  • Einige Finanzprodukte fassen bereits bestehende Finanzprodukte zusammen und ermöglichen ein erneutes Spekulieren auf deren Erfolg und Misserfolg - „rien ne vas plus“ … (dies funktioniert nur so lange, wie Vertrauen darin besteht)
  • Viele Grundannahmen des Kapitalismus, in welchem wir heute Leben, sind falsch, weshalb dieser nicht nachhaltig funktionieren kann
  • Monopolbildung, Kartelle, Steuerflucht, Korruption und eine Garantie, im Zweifel durch den Staat (also die Steuern der Gesellschaft) als systemrelevantes Unternehmen gerettet zu werden, setzen die Marktlogik außer Kraft
  • Außerdem handeln die meisten Akteure nicht rational; bekanntlich arbeitet eine ganze Marketingindustrie daran, ständig Illusionen neuer Bedarfe zu erzeugen
  • Insbesondere spiegeln die finanziellen Preise nicht die tatsächlichen Kosten wider; insbesondere Kosten in der kostbaren Umwelt, anderswo und in Zukunft finden als sog. Externalitäten keine relevante Berücksichtigung
  • Weitere, bedenkliche Machenschaften des Finanzsektors sind intransparente Geschäfte durch bspw. sog. Schattenbanken, der automatisierte sog. Hochfrequenzhandel, Spekulation auf Wohnraum, Nahrungsmittel und Wasser etc. pp., was wiederum die Preise in die Höhe treibt (Stichwort: Inflation)

Politik

(a. b. a. Unterhaltungs- & Erhaltungsabteilung der Machtsysteme, Demokratiepuffer)

Echte Demokratie ist ein hohes Gut; da unsere Demokratie super funktioniert, haben wir bestimmt alle o. g. Probleme bereits lösen können … oder etwa nicht?

  • Es wäre aber verkürzt, die alleinige Schuld nur bei der Politik zu suchen, Politiker*innen mit ihrem eingeschränkten Wirkbereich und ihrer ebenfalls an die Umstände gewöhnten, kulturellen Prägung, versuchen es nur den lautesten Interessensgruppen recht zu machen; diese sind aber leider mehrheitlich überprivilegierte, sozial schwache Eliten
    • Offensichtliche Probleme sind Vetternwirtschaft, Lobbyismus, Klientelpolitik, teils legale Korruption in Form von Parteispenden, unzähligen Nebentätigkeiten und z. B. auch überzogenen Honoraren
    • Z. T. schreibt die Industrie die Gesetze und lockt mit Anschlussbeschäftigungen und Folge-Karrieren in denen gewonnene Insider-Informationen genutzt werden
  • Das Ziel der meisten Politik ist der Systemerhalt und z. T. Selbsterhalt, sie verwaltet also eher den Status Quo (und das stets ineffektiver und angepasster)
    • In einer repräsentativen Demokratie sind daher keine ambitionierten, progressiven Veränderungen zu erwarten
    • Oft besteht eine ideologische Abhängigkeit von Finanzwesen, Wirtschaft, Medien und Politik, die relevante Erkenntnisse der Wissenschaft ignoriert
    • Dass auch falsche Prioritäten (s. Klimakrise) gesetzt werden, ist selbsterklärend
    • Ebenso werden mrd. Geldmittel verschwendet bzw. in die falschen Industrien in Form von Subventionen gesteckt
    • Das Wirtschaftsmodell und die Regelungen per Gesetzgebung sind nicht auf den demografischen Wandel eingestellt; es wird bei der Lebens-Arbeitszeit lieber nach Alter diskriminiert, als z. B. bei den Steuern nach Vermögen
    • Um dennoch gewählt zu werden, müssen alle paar Jahre nur genügend Versprechungen und Irreführungen genutzt werden - Dies ist immer schön im Wahl-O-Mat zu beobachten ;-)
    • Der Entscheidungshorizont ist daher leider fast ausschließlich auf eigene Wahlperioden und Karrieren begrenzt und durch unpraktikable Kriterien und lebensferne Kennzahlen verkürzt (wie z. B. Wachstum des kurzfristigen Bruttoinlandsprodukts und durchweg gefälschten Arbeitsmarktzahlen)
  • Zur Erreichung von Kontrolle ist eine Schattenseite der Politik die phasenweise übermäßige Nutzung von Gewalt (im Falle Deutschlands meist im blinden Gehorsam folgend dem Imperium der USA; aber auch China holt hier leider auf)
    • Dies zeigt sich nicht nur in völkerrechtswidrigen Kriegseinsätzen des Militärs, welches auch Folter und (je nach Land) auch Kriegsverbrechen als probates Mittel einsetzt, um die eigenen Interessen wegen der eigentlich hinderlichen Konkurrenz untereinander durchzusetzen (insbesondere und häufig zum Nachteil des globalen Südens)
    • Die Krisenherde nehmen in Zukunft definitiv zu (mit mögl. Bürgerkriegen in EU)
    • Das Risiko vom Einsatz von Atomwaffen (oder B-, C- und anderer Massenvernichtungswaffen) nimmt dabei sicher nicht ab
    • Automatisierte Waffensysteme und Entscheidungssysteme bzgl. Militärschlägen erzeugen die Gefahr einer unkontrollierbaren Eskalation von Konflikten und Entscheidungen über Leben und Tod
    • Privatarmeen und intransparente Geheimdienstaktivitäten (z. T. mit Unterwanderung von Zivilgesellschaft und den sog. Sozialen Medien) erschweren Verantwortungsübernahme, Einschätzung & Aufklärung von Konflikten
    • Ebenfalls ist hier die systematische Verstrickung von Polizeistaat und Geheimdiensten mit extremistischen und rechtsradikalen Gruppierungen erwähnenswert; dies kann bis hin zu absurdem Staatsterrorismus gehen
    • Die Gesellschaft wird nicht nur bevormundet, sondern vielerorts immer mehr überwacht (siehe Staatstrojaner etc.)
    • Bestimmte Gesetzesverschärfungen (z. B. im Bereich des Whistleblowings) ermöglichen politische Gefangennahmen und gefährden die Meinungsfreiheit
  • Eine Schwäche aller Machtsysteme ist das Phänomen, dass diese auf sich selbst oder untereinander zirkulär verweisen (sie drehen sich also um sich selbst)
    • Beispielsweise geben sie sich gegenseitig Orden und Preise und bleiben fast frei von relevanter, interner Systemkritik in ihrer konformen Filterblase

Medien

(a. b. a. mehrheitlich befangene Ablenkungsindustrie, Antropozentrismustreiber)

  • Auch hier findet sich eine Selektion des Personals nach Konformität mit z. T. unbewusster Selbstzensur und mangelnder Selbstkritik
    • Die Informierung der die Medien Konsumierenden erfolgt immer selektiver und ist teils ideologisch stark getrieben (teils durch direkten Einfluss durch Interessensgruppen), das Überleben der Menschheit ist meist nur eine kurze Schlagzeile wert, wieso auch, wenn man über Parteienstreit berichten kann?
    • Jede*r kann ja mal darauf achten, wer und was alles ausgelassen wird und wie offen Schwächen und Fehler zugegeben werden
    • Die Beschleunigung und der Neuigkeitsdrang erhöhen die Fehler und verringern die Tiefe bei der Analyse komplexer Zusammenhänge (höchstens längere Beiträge und Dokus bieten hier tiefere Einblicke, wenn auch diese immer mit Vorsicht zu genießen sind)
    • Fakes und Deepfakes erschweren immer mehr die Meinungsbildung der die Medien Konsumierenden
  • Die Themen des öffentlichen Diskurses werden hier festgelegt
    • Z. T. findet eine Ignoranz bis Kriminalisierung von friedlichen Bestrebungen der gesellschaftlichen Veränderungen statt
  • Zusätzlich bietet die Werbe-, Event- und Konsumkultur eine Menge an Beschäftigung, Ablenkung und Reizüberflutung für alle sie Konsumierenden
  • Die neuen Medien bieten dies alles in gesteigertem Ausmaß, inkl. einer Vielzahl von Filterblasen und verfälschten Realitäten auch aufgrund von korrupten Algorithmen
    • Diese sog. Social Media bringen zusätzlich eine teils exzessive, private Überwachung und Profilbildung mit (inkl. teils heimlichem Zugriff auf Mikrofon & Kamera); man wird quasi zu einer Art Zielscheibe degradiert, welche mit nahezu militärischer Präzision und Raffinesse zur Konsumsteigerung anvisiert wird

Wissenschaft

(a. b. a. eigentliches Erkenntniswesen mit abnehmender praktischer Bedeutung)

Dieses System ist im Prinzip erst einmal etwas Gutes und hat mit seinen Erkenntnissen von mio. Forschenden zu vielen Verbesserungen des Lebens beigetragen. Es ist dennoch nicht frei von einigen Unzulänglichkeiten, hier eine kleine Auswahl.

  • Teils ideologische Abhängigkeit von Wirtschaft, Medien und Politik (bspw. durch die Installation und Finanzierung von Lehrstühlen), teils systematisch absichtlich gesponserte, sog. „Ramschwissenschaft“ sowie intransparente Interessenskonflikte einzelner Forschender
    • Z. T. absurde Umstände, dass öffentlich finanzierte Forschung hinter Bezahlschranken dem Gemeingut vorenthalten werden
    • Nicht selten prekäre Arbeitsbedingungen
  • Ebenso im gewissen Maße eine teils praxis- und lebensferne Filterblase (sog. Elfenbeinturm mit nur wenigen Generalisten) inkl. mangelndem Forschungstransfer
    • Durch Spezifizierung in kleinste Subthemen, sinkender zusätzlicher Nutzen spezieller Befunde
    • Spezialisierung und Fokussierung auf die Produktion von Informationen und Wissen, aber wenig vernetzte Weisheit (also dem Verständnis von Zusammenhängen und Konsequenzen für nützliches Handeln)
    • Publikationsdruck und dadurch immer weniger Zeit zur kritischen Reflexion (wofür die Forschung gebraucht werden kann) mit gelegentlich unsauberen Praktiken bis hin zu bewusster Verfälschung von Ergebnissen und befangenen, manipulativen Begutachtenden
    • Zurückgezogene, nicht veröffentliche bzw. nicht replizierte Ergebnisse verfälschen durch ihre Abwesenheit das Gesamtbild
    • Viele Empfehlungen werden schlichtweg ignoriert und gemeinsame Ziele (v. a. über die machtlose UN) fast vollständig verfehlt (s. Biodiversität, Klima, Millenniumsziele)
  • Beispiele der Grenzen von Forschungsergebnissen im Rahmen der Klimaforschung
    • Oft wird ein neuerer (und dadurch höherer) Startpunkt bei der Klimaerhitzung genommen, so dass die aktuelle Abweichung zu dieser sog. Baseline weniger extrem ausfällt, als dies tatsächlich (bei vorindustrielle Baseline) schon der Fall ist
    • Unterschätzung der Klimakrise, s. o. Effekt von kühlenden Wolken, Kipppunkten & selbstverstärkenden Rückkopplungsschleifen
    • Zusätzlich sind die Erkenntnisse und Vorschläge des IPCC bereits konservative Kompromisse vieler Forschenden, das Pariser Klimaabkommen ein politischer Kompromiss davon und die nationale Umsetzung ein Kompromiss davon; die Physik macht aber keine Kompromisse
    • Wegen der konservativen Kultur der Wissenschaft passieren in vielen der hier genannten Forschungsfeldern die Entwicklungen „schneller als erwartet“
    • Zu schlechter Letzt ist die Wissenschaft eher darauf ausgelegt, statische Phänomene zu untersuchen; das Klimasystem ist aber ein sich stetig änderndes, dynamisches System, in dem der „neueste Stand der Forschung“ meist nur eine bereits veraltete Momentaufnahme darstellt; Publikation, Empfehlungen und erst recht Handeln in Form von Klimaschutz müsste viel vorausschauender, entschlossener und bewahrender geschehen

Bevölkerung/Gesellschaft

(a. b. a. konsumgewöhntes, ggs. aufhetzbares Wahlvolk)

  • Historisch nahezu willkürliches und oft durch Verbrechen angehäuftes Eigentum
    • Der meiste Wohlstand wird vererbt bzw. auf hohem Niveau vervielfältigt; ungerechte Rahmenbedingungen
    • Wachsende ökonomische, soziale und gesundheitliche Ungleichheit destabilisiert die Gesellschaft
    • Beispiellose Ausschweifungen im reichsten Prozent der Bevölkerung
  • Gesteigerter, beschleunigter und immer stärker vernetzter Konsum belastet den Planeten (s. individueller, nationaler und globaler ökologischer Fußabdruck)
    • Bevölkerungswachstum und gestiegene Ansprüche (nach westl. Ess- und Lebensstil) werden dieses Problem noch mehrere Jahrzehnte verschlimmern
    • Erhöhte Verstädterung, Mobilität und globale Vernetzung erhöht ebenfalls das hier zu Beginn erwähnte Pandemie-Risiko
  • Armutsmigration, Unterdrückung von Frauen und Minderheiten, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Fanatismus, Terrorismus & bewaffnete Konflikte
    • Polarisierung alltäglicher und politischer Debatten (insb. online) mit aggressiven, totalitären und extremistischen Auswüchsen inkl. Rufmord verhindert kollektive Mehrheitsfindung und effektive Organisation in der Zivilgesellschaft
  • Abhängigkeit von Technologie und Wirtschaft (als sog. Lohnabhängige, die nicht in die Armut abrutschen wollen und sich dadurch nicht selten überarbeiten, zur Not auch in vermehrt sinnentleerten, sog. „Bullshit-Jobs“)
    • Ebenfalls Abhängigkeit von Medien, z. T. legalen und illegalen Drogen, Medikamenten sowie ungesundem Essen
  • Bereits im mangelhaften Bildungssystem erlernte Konformität und Selbstzensur anstatt kritischer Reflexion
    • Individuelles Potenzial außerhalb von Konformität immer weniger gefragt
  • Kulturelle Prägung und z. T. ideologische Verblendung durch bestehende Narrative
    • Zusätzlich weit verbreitete Irr-/Aberglaube, Mythen, Erwartungen, Besitzdenken, Dogmen & Denkverbote
    • Zeitgeist der erlernten Gleichgültigkeit, Verantwortungslosigkeit, Kritikunfähigkeit, Rücksichtslosigkeit, schwindender Achtung von Regeln und Normen
  • Organisierte Kriminalität (inkl. Cyberattacken), nicht zielführende Gefängnisstrafen, Parallelgesellschaften und Subkulturen, die Waffen und Kriminalität verherrlichen
  • Politische Wahl der größten Versprechungen zur Wahrung des eigenen Wohlstands

Individuum

(a. b. a. überfordertes Einzelwesen voller Potenzial aber auch Schwachpunkte)

Was auf uns alles natürlich gar nicht zutrifft; ;-) Du, ich, wir? sind ja unbestechlich und unfehlbar.

  • Begrenzte Zeit, Aufmerksamkeit und Motivation
    • Entsprechend nicht selten Überarbeitung, Überforderung bis Burnout, Vereinzelung, Einsamkeit bis Depression
    • Anfälligkeit für eine Vielzahl von sog. kognitive Verzerrungen (auch sog. „Biases“)
    • Als hedonistisches, also genusssüchtiges Wesen, welches kognitive Dissonanz versucht zu vermeiden, und sich mit dem Normalzustand identifiziert, wird verständlicherweise aktiv versucht, negative Information auszublenden
  • Gewöhnung an Lebensstandard, Bequemlichkeit und Unvorstellbarkeit großer Veränderungen
    • Eher kurz- als langfristiges, abstraktes, komplexes Denken
    • Mangelndes globales Problem- oder Verantwortungsbewusstsein
    • Nicht selten Gier, Neid und andere schädliche Eigenschaften
    • Kleingruppen-Tribalismus und Zeitgeist geprägt vom unersättlichen Materialismus (Haben ist wichtiger als Sein) und somit kaum globale Solidarität
    • Nachgelebter Egoismus, Gleichgültigkeit, Ignoranz, Unaufrichtigkeit, Unzuverlässigkeit und Unverbindlichkeit
    • Individuelle Emotionalität steht über kollektiver Rationalität
  • Unsicherheit, mangelndes Wissen und Resignation
    • Gelernte Unwichtigkeit und Unterschätzung der kollektiven Veränderungsmöglichkeiten

Diese Reihe besteht aus einer Einführung und vier weiteren Teilen: (... folgen in Kürze ...)

  1. Das war die große Krisenübersicht. Die anderen drei Teile sind weniger monoton, versprochen. ;-) Dies alles in den Gesamtkontext gesetzt ist sowieso weit spannender.
  2. Wieso Kollaps? Forschungsergebnisse zum Untergang von Zivilisationen und Gesamtlage
  3. Was erwartet uns? Zusammenhängende Risikobeurteilung zu den größeren, erwartbaren Krisentrends, Szenarien und Einzelphänomenen der nächsten Jahre bis Jahrzehnte
  4. Was können wir dennoch tun?

Podcast und weitere Ressourcen

Alle Folgen können auch als Podcast gehört werden:

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