Dystopie überwinden - Ein persönlicher Bericht übers Kollapscamp

Ich habe es schon längere Zeit nicht mehr ausgehalten unter lauter optimistischen Menschen, denn es wird nicht wieder alles gut. Unter denen, die nicht mehr daran glauben, sondern sich den traurigen Tatsachen stellen, dass wir nicht mehr alles retten können, nicht mehr die Welt zurückerhalten, in der wir lange lebten, war ich ein Wochenende lang unvernünftig glücklich. Denn wir trafen uns in einem Kollaps-Camp. „Kollaps“ wurde zum Sammelbegriff für alles, was unsere Lebensselbstverständlichkeiten massiv in Frage stellt und nach und nach auflöst, zerbröselt oder auch in echten Katastrophen zusammenkrachen lässt. Unklar wie, unklar wann was genau geschieht – Menschen in vielen Regionen der Erde erleben es bereits jetzt. Und es wird nicht mehr wieder alles gut. Wir müssen damit umgehen lernen. Als jene, die noch nicht stark betroffen sind, haben wir die Chance, uns darauf vorzubereiten. Und dies in einer Weise, wie wir es wollen: menschlich, würdevoll, solidarisch, gerecht, emanzipativ und vor allem auch befreiend. Jetzt erst recht!

700 Teilnehmende plus noch einmal 200-300 Workshopgebende trafen sich in einem schönen Gelände eines ehemaligen Ferienlagers ein Wochenende lang, um in oft 20 parallelen Workshops zu beraten, wie wir handlungsfähig bleiben können in den zu befürchtenden kollapsartigen Zuständen der Zukunft und wie wir aus denen, die schon ablaufen, lernen können. Einen großen Raum nahmen emotionale Themen ein, denn mit den hochkommenden Gefühlen von Frust, Wut und Trauer muss man erst mal umgehen, um irgendwie in neues Handeln kommen zu können. Es hieß richtig: „Wer keine emotionale Arbeit machen kann, kann auch keine politische Arbeit machen.“ Da die kommenden Zeiten auch gefährlich werden, tauschten wir uns in vielen Workshops auch über Selbst- und kollektive Schutzmöglichkeiten aus. Aber auch der Aufbau eines solidarischen Lebens in und nach Kollapsen war uns wichtig. Ich selbst war natürlich nur auf einem Bruchteil der Workshops. Ich freute mich auch, viele Bekannte aus älteren Zeiten wiederzutreffen. Viele Erfahrungen laufen darauf zu, mehr und mehr Desaster zu befürchten und sich angemessen darauf vorbereiten zu wollen. Wir sind uns dessen bewusst, dass aus Desastern erst dann gesellschaftliche Dystopien werden, wenn wir Menschen das zulassen. Beim KollapsCamp galt es als ausgemacht, dass wir uns in solidarischer Weise den Desastern und den damit verbundenen Kämpfen stellen wollen.
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Die Textsammlung "Wer hat Angst vorm Kollaps?" von Annette Schlemm ist hier zu finden.

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